Landschaftspark Duisburg-Nord
11.07.2019 – 13.07.2019

THE GENERAL mit den Duisburger Philharmonikern

(c) Europäische Filmphilharmonie

Mit den Duisburger Philharmonikern

USA 1926 | 74 Min.

Buster Keaton

Joseph Frank Keaton hatte pragmatisch denkende Eltern. Beide waren Komiker und Ende der 1890er Jahre viel beschäftigt. Anstatt sich um Babysitter zu bemühen nahmen sie ihr Kind lieber mit auf die Bühne. Der Kleine spielte bald mit, meistens stumm und mit starrem Gesichtsausdruck. Ein Künstlerkollege der Eltern, der Entfesselungs- und Zauberkünstler Houdini, verpasste dem Junior dabei einen neuen Vornamen: Buster.

Heute gilt Buster Keaton neben Charles Chaplin und Harold Lloyd als einer der drei Giganten der frühen Filmkomödie. Sein Markenzeichen „The Great Stone Face“ wurde Filmgeschichte. Damit gemeint ist die völlig regungslose, absurde "Mimik" – das weiße Gesicht, das mit großen Augen in die Kamera blickt. Seine ersten Erfahrungen beim Film sammelte Keaton bei den „Comique Films“. Hier stand er zusammen mit dem Komiker Roscoe „Fatty“ Arbuckle vor der Kamera. 1919 gründete er zusammen mit Joseph M. Schenk die „Keaton Comedies“ und bekam sein eigenes Studio. Von 1920 bis 1923 führte er bei 19 Kurzfilmen Regie. 1923 folgt seine erste abendfüllende Arbeit und innerhalb von vier Jahren drehte er zehn große Filme, bei denen er immer der Protagonist war. Alle zehn wurden international bekannt und begründeten seinen Weltruhm. Keaton war in dieser entscheidenden Schaffensphase, ähnlich wie Lloyd und Chaplin, stets in Personalunion Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller. Wie ein Kontinuum durchzog seine Filme das dramaturgische Stilmittel der Verfolgungsjagd. Keaton konnte sich dabei immer auf sein grandioses artistisches Geschick verlassen. Doch der Drang zu spektakulären Stunts hätte ihn beinahe das Leben gekostet. Bei den Dreharbeiten zu THE GENERAL stürzte er mit einem gewaltigen Wasserschwall kopfüber auf die Schienen. Ein Wunder, dass er überlebte und sogar weiterspielen konnte. Jahre später diagnostizierte man einen verheilten Genickbruch. Zum Ende der 1920er Jahre wechselte er zu MGM und damit in ein Abhängigkeitsverhältnis. Der unabwendbare Schritt stürzte ihn in eine tiefe künstlerische Krise. Der Entmündigung durch die MGM-Produzenten folgte das Scheitern seiner ersten Ehe. Abhängig vom Alkohol kollabierte er körperlich, ruinierte sich finanziell und versagte künstlerisch. Er hielt sich mit Gelegenheitsjobs als Autor oder Zirkusclown über Wasser. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren erfuhr er seine Rehabilitation in der Filmbranche und eine Renaissance beim Publikum. Am 1. Februar 1966 starb Buster Keaton in seinem Haus in Woodland Hills.

THE GENERAL

Es klingt absurd, aber der Komödienklassiker THE GENERAL hat einen authentischen Hintergrund im amerikanischen Bürgerkrieg – genauer gesagt im Jahr 1862. THE GENERAL war kein hoher Militär sondern eine Lokomotive, die in einem Husarenstreich von Unionskräften der Nordstaaten entführt und postwendend von mutigen Konföderierten der Südstaaten zurückerobert worden war. Soweit die Geschichte. Jetzt zum Film: Johnnie Gray (Buster Keaton) hat zwei große Leidenschaften: seine Lokomotive, die den Namen „The General“ trägt, und die reizende Annabelle Lee. Als der amerikanische Bürgerkrieg ausbricht, möchte er Annabelle seinen Mut beweisen und sich als einer der ersten Freiwilligen bei der Armee der Konföderierten einschreiben. Allerdings ist man dort der Meinung, dass ein Lokführer an anderer Stelle von größerer Bedeutung sei. Den wahren Grund für die Absage erfährt Johnnie nicht, der dadurch vor Annabelle wie ein Feigling dasteht. Kurz darauf stehlen Spione der Nordstaatler seine Lok – mit Annabelle darin! Eine rasante Verfolgungsjagd folgt über das amerikanische Schienennetz, an deren Ende der schmächtige Johnnie Gray am Rock River einen entscheidenden Beitrag zu einem Sieg der Südstaatler leistet und für seine Mühen letztendlich doch belohnt wird. In kaum einem Film dieser Zeit finden sich so viele Kamerafahrten und Stunts wie in THE GENERAL. Wie man im Film deutlich sieht wurden dabei die artistischen Einlagen von Keaton selbst ausgeführt. Seine Bemühungen um Authentizität gingen so weit, dass er als Soldaten nicht irgendwelche Statisten engagierte, sondern Angehörige der Nationalgarde. Und wenn am Ende eine gesamte Eisenbahn samt Brücke in einen Fluss stürzt, meint man, einem der realistischsten Tricks der Filmgeschichte beizuwohnen. Tatsache ist, dass dort ein echter Zug inklusive Lok in den Row River in Oregon stürzt und man die teuerste Szene der Stummfilmära sieht. THE GENERAL entstand auf dem Höhepunkt von Buster Keatons Ruhm und – wen wundert es – war eine der teuersten Komödien der Zeit. Mit 474.000 Dollar Einspielergebnis blieb er deutlich unter den Erwartungen und zum Grund für das Ende Keatons künstlerischer Unabhängigkeit. Nichtsdestotrotz: THE GENERAL zeigt Buster Keaton auf dem Zenit seiner Schaffenskraft als vollkommenen Komiker und Regisseur. Der Film gilt heute als eine der bedeutendsten Komödien der Filmgeschichte

Carl Davis

Carl Davis ist für viele Film- wie Musikfreunde selbst eine Legende. Er dirigierte das London Philharmonic Orchestra genauso wie das Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, dessen künstlerischer Direktor er 1993 wurde. Der gebürtige New Yorker lebt seit 1961 in London. Er schrieb die Musik zu über 100 Fernsehserien und erfuhr internationale Anerkennung für seine Nachvertonung von Stummfilmen. So konnte er 1979 einen großen Erfolg mit NAPOLÉON von Abel Gance feiern. Für seine Filmmusik zu DIE GELIEBTE DES FRANZÖSISCHEN LEUTNANTS wurde er 1981 mit einem British Academy Film Award und einer Grammy-Nominierung ausgezeichnet. Anlässlich des 150. Jahrestages der Gründung des Orchesters schrieb er zusammen mit Paul McCartney das LIVERPOOL ORATORIO. Bei der Neukomposition des Soundtracks von THE GENERAL hat sich Carl Davis auch von authentischer Musik der 1860er-Jahre inspirieren lassen.

Die Duisburger Philharmoniker haben seit 2009 drei große Chaplin-Klassiker sowie SAFETY LAST von Harold Lloyd in Kooperation mit dem filmforum aufgeführt. THE GENERAL ist ihre zweite Zusammenarbeit mit Carl Davis.

https://filmforum.de/

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