B.C. Koekkoek-Haus
08.09.2019 – 26.01.2020

Technische Paradiese

John Cooke: Dr. Church’s London & Birmingham motor car / built at Birmingham 1833, handkolorierter Stich, 21 × 29,8 cm, Slg. D. Ante

Vorbehalte gegenüber dem technischen Fortschritt und eine entsprechend verhaltene Fortschrittsgläubigkeit waren in den letzten Jahrhunderten weit verbreitet. Die großen technischen Errungenschaften des 19. Jahrhunderts, die Dampfmaschine, die Eisenbahn, die Dampfschifffahrt, die Fotografie, die Telegrafie und dann Telefonie, das Automobil – all das kam relativ rasch im damaligen Alltag an, zuerst in den großen Städten, aber bald auch auf dem Land, den Flüssen und an den Küsten. Die Beschleunigung der Produktionsabläufe und Reisewege, etwa durch massive Flussbegradigungen und Tunnelbau, veränderten die althergebrachte Wahrnehmung von Zeit und Raum. Dies alles geschah zugleich offensichtlich und im Verborgenen, unübersehbar und doch in seiner tieferen Bedeutung schwer zu fassen.

Gesucht wurde nach einem angemessenen Umgang mit der neuen, ebenso hilfreichen wie beunruhigenden Mitspielerin im Alltag, die den Menschen entlastete, indem sie ihn auch ein wenig enteignete: der Maschine. Die Karikatur war das ideale Medium, um die Überraschung, die ungläubige Bewunderung, die Begeisterung und die Befürchtungen der Zeitgenossen auszudrücken. In ihrer satirischen Überzeichnung bringt sie kritische Positionen bildhaft auf den Punkt und verschafft dem Künstler einen kreativen Schutzraum. Als Kunst für das Aktuelle und für ein großes Publikum begleitete sie den revolutionären Aufstieg der Maschine von Nahem. Je mehr die Karikatur in hohen Auflagen und in Zeitungen zum visuellen Massenmedium wurde, desto mehr verdankte sie ihren eigenen Erfolg den Maschinen, den stetig verbesserten Druckerpressen. Das hielt die Karikaturisten jedoch nicht davon ab, dem industriellen Fortschritt ihren Spott gegenüberzustellen.

Sie fragten, was das Prusten von „König Dampf“, die tierische Wildheit der „Dampfrösser“ und überhaupt die überwältigenden Fähigkeiten der Maschinen für die Menschen auf ihrem damals beginnenden Weg ins – versprochene – technische Paradies bedeuteten. Eine Frage, die die Menschheit bis auf den heutigen Tag bewegt.

Auch der Landschaftsmaler B.C. Koekkoek (1803 – 1862) war ein großer Skeptiker technischer Neuerungen. Seine Befürchtung, das elektrische Licht werde auch einschneidende, schädliche Veränderung des menschlichen Wesens herbeiführen, ist weithin bekannt. Wie er suchten auch seine Künstlerkollegen einen kreativen Umgang mit technischen „Ungeheuern“: ein Grund für eine Zeitreise und dafür, seine Kollegen von der „spitzen Feder“ wie Robert Seymour, John Cooke, Thomas Rowlandson, Albert Robida, Arpart Schmidhammer u.a. einmal in Koekkoeks ehemaligem Wohnhaus in Kleve nach ihren Positionen zu befragen!

Das B.C. Koekkoek-Haus in Kleve übernimmt diese Ausstellung vom Museum LA 8, Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts in Baden-Baden.

B.C. Koekkoek-Haus

Koekkoekplatz 1
47533 Kleve
Deutschland

+49(0)2821 768833
info@koekkoek-haus.de

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