Viersener Salon in der Villa Marx
15.09.2019 – 08.12.2019

Meter , Maire und Code Civil

(c) Viersener Salon in der Villa Marx

Französische Herrschaft am Rhein

Mit der Eroberung der linksrheinischen Gebiete durch französische Revolutionstruppen 1794 begann die zwanzig Jahre dauernde Herrschaft der Franzosen am Niederrhein. Und für die Menschen in der Region begann eine Zeit tiefgreifender Veränderungen. Von 1801 an gehörten die linksrheinischen Gebiete zum französischen Staat.

Und nun waren die Bewohner in allen Lebensbereichen gezwungen, Neuland zu betreten: Plötzlich lebten sie nicht mehr im Kurfürstentum Köln oder im Herzogtum Jülich, sondern sie waren Bürger der Französischen Republik im Département de la Roer. Sie hatten keinen Bürgermeister mehr, sondern einen „Maire“. Sie erlebten die Einführung einer neuen Währung, einer neuen Amtssprache, eines neuen Verwaltungssystems. Die jahrhundertelang gewachsene Macht- und Rechtsordnung hatte keine Gültigkeit mehr. Die Ständeordnung wurde zur bürgerlichen Zivilgesellschaft, Adel und Klerus verloren ihre Privilegien und ein neues Gesetzbuch, der Code Civil, garantierte allen Bürgern die Gleichheit vor dem Gesetz.

Auch Dinge, die dem Leben wie selbstverständlich Struktur gaben, hatten nun keine Gültigkeit mehr: Das metrische System mit Meter und Kilogramm ersetzte offiziell die alten Maße wie Elle, Fuß, Malter oder Scheffel. Und für einige Jahre sollte sogar eine neue Zeitrechnung Einzug halten: der Französische Revolutionskalender, bei dem der Jahreswechsel auf den 22. September festgelegt wurde und der Monat nicht mehr vier Wochen mit sieben, sondern drei Dekaden mit zehn Tagen umfasste.

Aber in dieser Zeit wurden auch entscheidende Weichen für die Zukunft gestellt: Unter den neuen Machthabern entwickelte sich in der agrarisch geprägten Region allmählich ein modernes Wirtschaftssystem und manche in dieser Zeit entstehende Branchen wie das Textilgewerbe prägen das Land bis heute.

Die Ausstellung nimmt vor allem die konkreten Auswirkungen der Franzosenzeit auf das Alltagsleben der Menschen in den Blick, für die ihre vertraute Heimat in vielen Bereichen plötzlich zum unbekannten Neuland geworden war. Und sie zeigt auf, wie viele Dinge auch nach dem Abzug der Franzosen 1814 weiterhin selbstverständlicher Teil des Lebens geblieben sind.

Begleitprogramm

Rita Mielke: „Nur ein Einfaltspinsel kann ein solches Leben ertragen“.

Constance de Salm, Germaine de Staël und das Deutschlandbild der Franzosen, Vortrag Als französische Truppen 1794 den linken Niederrhein besetzten, war das Nachbarland für die meisten Franzosen eine „Terra incognita“. Zwei der berühmtesten Französinnen ihrer Zeit, Constance de Salm und Germaine de Staël, sorgten in dieser Zeit mit ihren Berichten und Briefen aus deutschen Landen für Aufsehen und prägten nachhaltig das Deutschlandbild der Franzosen.

In Zusammenarbeit mit der VHS Kreis Viersen. 6. Oktober 2019, 17 Uhr. Eintritt: 6,- €, für Mitglieder des Vereins und Inhaber einer Teilnehmerkarte der VHS kostenlos

Reinhard Kaiser: Lesung aus Rétif de la Bretonne „Pariser Nächte"

Rétif de la Bretonne (1734 – 1806) erkundete über zwanzig Jahre hinweg das nächtliche Paris und erstellte über alles, was er sah und erlebte, literarische Berichte. Aus den vielen Abenteuern und Geschichten hat Reinhard Kaiser eine kluge Auswahl getroffen, die bis weit in die Nächte der Revolution reicht.

In Zusammenarbeit mit der VHS Kreis Viersen. 3. November 2019, 11 Uhr Eintritt: 6,- €, für Mitglieder des Vereins und Inhaber einer Teilnehmerkarte der VHS kostenlos

Viersener Salon“ in der Villa Marx

Gerberstraße 20 | D-41748 Viersen, Öffnungszeiten: Do – Sa: 15 – 18 Uhr So + Feiertage: 11 – 18 Uhr, Tel.: +49 (0)2162 / 74 30, albert.pauly@t-online.de, www.viersener-salon.de

Viersener Salon in der Villa Marx

Gerberstr. 20
41748 Viersen

+49 (0) 2162/7430
+49 (0) 2162/814803
albert.pauly@t-online.de

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