Verschiedene Spielorte in Oberhausen
01.05.2019 – 06.05.2019

65. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen

(c) Internationale Kurzfilmtage Oberhausen

Die Sprache der Verlockung: Trailer zwischen Werbung und Avantgarde

Jeder kennt sie, jeder sieht sie – Kinotrailer. Sie werben, fassen zusammen, nötigen, verdichten, erklären und übertreiben. Sind Trailer aber nur ein „dienendes“ Genre, reines Kommerzprodukt, Werbefilm? Was macht ihre besondere Filmsprache aus? Wie hat sie sich mit der Entwicklung der Filmindustrie verändert? Wie haben Künstler Form und Material von Trailern für ihre Arbeit genutzt? Die 65. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen widmen ihr großes Themenprogramm 2019 diesem Kurzfilmgenre und seinen historischen, ästhetischen und sozialen Kontexten. In acht Filmprogrammen mit knapp 100 Trailerbeispielen und zahlreichen Arbeiten von Künstlern werfen die Kurzfilmtage einen genauen Blick auf ein Genre, dessen filmische Sprache zwar formbar, aber dennoch immer wiedererkennbar geblieben ist. Kuratiert von Cassie Blake und Mark Toscano (Los Angeles).

Zum Einstieg präsentiert Vinzenz Hediger eine Auswahl von Trailern, die mit ganz verschiedenen Methoden arbeiten, denn der Zusammenschnitt spektakulärer Filmszenen ist nur eine Möglichkeit unter vielen. Genutzt wurden im Lauf der Filmgeschichte ebenso zusätzlich gedrehtes Material, Blicke „hinter die Kulissen“ oder eigens gedrehte Präsentationen von Regisseuren oder Stars, die alle über den beworbenen Film hinausweisen. Keith M. Johnston stellt ein Programm von Trailern zusammen, die neue Technologien anpreisen; von Cinemascope und Technicolor, die ihren Siegeszug im Kino antraten, über kurzlebige Gimmicks wie Odorama oder Percepto. Dem seltenen Phänomen weiblicher Stimmen im Trailer ist ein Programm gewidmet, und schließlich geht es auch um den Rest des Vorprogramms – Werbung für Popcorn und Erfrischungen, aber auch für die Kindermatinee oder sogar Ermahnungen, regelmäßig in die Kirche zu gehen.

Ein zweiter wichtiger Strang des Themenprogramms präsentiert Künstler und Filmemacher, die Trailer als Form oder Material für ihre eigene Arbeit nutzen. Unter dem Titel „Thin Premises/Shocking Exposés“ zeigen die Kurzfilmtage Arbeiten von Chris Langdon (heute Inga Uwais), die mit Hilfe des Trailerformats Themen und Kulturpraktiken von Picasso über Bondage bis zu Konzeptkunst und Strukturalismus satirisch und oft sehr komisch aufs Korn nahm. Der amerikanische Filmemacher Damon Packard hingegen, fasziniert vom Genrekino der 1970er und 80er Jahre, produzierte Arbeiten, die formal oft von ihren Vorbildern nicht zu unterscheiden sind. Titel wie The Early 70s Horror Trailer oder SpaceDisco One sind gleichzeitig parodistische Dekonstruktion und Tribut an das jeweilige Genre. Ein Programm mit Arbeiten von Peggy Ahwesh, Stan Brakhage und anderen schließlich zeigt, wie Künstler und Filmemacher die Sprache der Trailer in ihren Arbeiten aufgegriffen, neu interpretiert und kommentiert haben.

Die Kuratoren:

Cassie Blake ist Filmkonservatorin an der Academy of Motion Picture Arts and Sciences. 2010 arbeitete sie mit an der weltweit größten Sammlung von Kinotrailern, der Packard Humanities Institute Collection im Academy Film Archive. Sie publizierte in Films that Sell: Moving Pictures and Advertising zum Thema und hat unter anderem für die Deutsche Kinemathek, das Hollywood-Theater und das MoMA Trailerprogramme kuratiert.

Mark Toscano ist Kurator, Filmemacher und Filmkonservator in Los Angeles. Seit 2003 arbeitet er am Academy Film Archive, wo er sich auf Künstlerfilme spezialisiert hat, unter anderem von Stan Brakhage, Barbara Hammer, Tacita Dean und vielen anderen. Er hat für die Kurzfilmtage, das MoMA, Arsenal, Tate Modern und Festivals in Nordamerika, Europa und Asien sowie für das Los Angeles Filmforum Programme kuratiert und ist Dozent für experimentelle Animation bei CalArts.

https://www.kurzfilmtage.de/

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